Ladakh & Tibet
Der Weg führte von Varanasi nach Norden in die Himalayas. Die hohen Berge, die überwältigende Weite und Grösse des Gebirges – und diese wunderschöne Kultur und Wissenschaft des Buddhismus warteten.
Diese Zeit bleibt unvergesslich in Erinnerung. Mit Rucksack und Motorrad überquerte ich den Pass des Mt. Cardungla. Auf 4000 Meter stieg die Luftansaugpumpe der Motocross aus und es blieb nichts anderes übrig, als die Maschine die letzten 1000 Meter samt dem Gepäck über das Gebirge zu schieben.
Ich erinnere mich an fantastische Sternenhimmel in der gewaltigen Berglandschaft, von einer Kerosinlampe gewärmt, umgeben von Kloster-Ruinen, eingehüllt in Gebetsfahnen der Kälte trotzend. Ich erinnere mich an Mauern aus Steintafeln, entlang der Gebirgspfade – so weit das Auge reicht! Steintafeln – überzogen mit fein ausgearbeiteten Symbolen und Schriftzeichen. Von buddhistischen Mönchen über Jahrhunderte erschaffen. Ich erinnere mich auch an Ruinen von zerstörten Klostern und Polizeihunde, Kabelbinden und den heiligen Segen von Dollarscheinen auf dem Dach der Welt. Die Überquerung nach Tibet via Hochgebirge war illegal.
Nach der Freilassung ging es nach Nordindien zurück: Es folgte eine Reise mit dem Motorrad von Ladakh nach Kashmir. Einzigartige Wissenszentren umgeben von einzigartiger Gebirgslandschaft. Gespräche mit Mönchen über die Natur des Bewusstseins. Im stillen Innern der Klostermauern: Geschichten, Aufklärung und Erkenntnis. Geduldige Lehrer mit ausgezeichnetem Menschenverstand.
Der Weg endete in Shrinagar aufgrund der militärischen Unruhen an der Grenze zu Pakistan. Ich lernte hier, dass es kein gefährlicheres und hinterhältigeres Tier gibt, als den Menschen. Einst war er eine unbedeutende Spezies im Reich der Primaten. Mit der Macht des Feuers in der Hand, erhob er sich über alle anderen Tiere und mit ihm erhob sich auch seine eigene Dunkelheit.
