Island - Der Norden
Im Sommer 2013 war die Zeit gekommen, die Städte zu verlassen und die Wildnis als die Akademie meiner zukünftigen Arbeit zu entdecken.
Es folgte eine Reise nach Island, wo ich sechs Wochen alleine meinem inneren Ruf in die Wildnis folgte. Das sagenumwobene Land, die Lichter des Nordens und die rauen Winde gruben sich tief in mein Herz.
Die Ausrüstung war bei Weitem noch nicht so ausgefeilt und stabil wie heute. Dasselbe gilt für das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten & den Mut, auf seine Sinne zu bauen. Doch all diese Eigenschaften werden durch diese Art von Abenteuer erst zum Vorschein gebracht.
Das Verlangen, für viele Tage in der Stille & Weite Islands zu verschwinden, erwachte hier zu neuem Leben. Es war, als ob der Funke welcher damals auf den Orkney-Inseln auf mich übersprang, hier erneut zu glühen begann.
Er wuchs beständig und führte mich schlussendlich in ein abgelegenes Fischerdorf, in den Westfjorden Islands. In einer kleinen Unterkunft fand ich Zuflucht vor einem Unwetter und verbrachte eine Nacht damit, meine Ausrüstung zu reduzieren und leichter zu machen.
Der Entschluss für sieben Tage ins Gebirge aufzubrechen, kam wie ein Blitzschlag. Er erfüllte mich mit einer noch nie dagewesenen Freude und Angst. Die Vorstellung, alleine im kargen Gebirge zu sein und sich auf die eigenen Sinne und Fähigkeiten zu verlassen, verwandelte sich in Euphorie und starken Mut.
Hier taucht der Namen Alphasteinn auf: Das Wort war in ein zerfallenes Schild aus Schwemmholz eingekerbt, welches über dem Eingang eines alten Fischerhauses hing. Hier verbrachte ich die Nacht, um mich auf meine erste Medizinwanderung vorzubereiten. Sie dauerte sieben Tage und nach deren Rückkehr liess ich mein altes Leben und die anerzogene Identität hinter mir.
Heute lass ich mich fallen, fallen in Glückseligkeit. Vielleicht werde ich nicht heimkehren, vielleicht komme ich niemals zurück. Ich lasse alles gehen, auch meine Persönlichkeit. Auch meinen Schmerz, meine Ängste und Zweifel. Alles. Ich lasse mich selbst fallen, in die Arme der Mutter. Mutter. Ich falle. Ich komme heim.
– Tagebucheintrag vor dem Aufbruch in die Westfjorde Islands
Panik verwandelte sich in Optimismus und in nahezu unendlich viel Energie. Eine tiefe Verehrung für die Natur und ihre Geschöpfe entflammte. Meine Energie diente nur einem Ziel: der Natur und ihren Wundern näher zu sein, sie zu beobachten und zu studieren, von der Natur zu lernen und über ihre Wunder zu staunen.
Hier lernte ich, meiner inneren Stimme zu vertrauen und dem inneren Kompass in die Tiefen der Natur zu folgen.
Ich begriff, dass Angst immer dazugehört und dass man sie auf keinen Fall verdrängen darf. Vielmehr lernt man sie anzusprechen, auf sie zu konzentrieren und sie dadurch zu zähmen. In dem Moment, wo man den Tod akzeptiert, will man von ganzer tiefer Seele leben! Dadurch verwandelt sich Furcht in starken Mut. Diesem neuen Wesen, welches hier in mir erwachsen wurde, schenkte ich den Namen Alphasteinn.